Rupturen des hinteren Kreuzbandes entstehen häufig bei Verkehrsunfällen, beim Motocross und beim Handball durch Sturz aufs gebeugte Kniegelenk. Begleitend kommt es häufig zu Verletzungen des Außenbandes, der äußeren hinteren Gelenkkapsel sowie des Innenmeniskus. In der Folge schwillt das Gelenk häufig an, ein subjektives Instabilitätsgefühl kann häufig lange Zeit ausbleiben.
Die Diagnosestellung einer hinteren Kreuzbandverletzung ist sehr schwierig. Häufig werden solche Verletzungen zunächst übersehen. Auch eine Kernspintomografie kann hier häufig keine sichere Diagnose stellen. Der Unfallmechanismus sollte den Verdacht auf eine hintere Kreuzbandverletzung lenken, diese kann meistens durch die körperliche Untersuchung und Ausmessung der Kreuzbandstabilität im Seitenvergleich (mittels Rolimeter) gestellt werden. Häufig werden noch gehaltene Röntgenaufnahmen zur Sicherung der Diagnose durchgeführt.
Bei einer frischen hiteren Kreuzbandruptur sollte unbedingt über einen Zeitraum von 12 Wochen ein konservativer Therapieversuch mittels einer speziellen Lagerungsschiene (PTS-Schiene) für 3 Wochen und anschliessend mit einer PCL-Orthese (bewegliche Gelenkschiene) für weitere 9 Wochen erfolgen. Im Gegensatz zur vorderen Kreuzbandruptur besitzt das hintere Kreuzband ein hohes Spontanheilungspotential. Sollte nach diesem konservativen Therapieversuch eine Seitendifferenz für die hintere Instabilität von mehr als 8mm verbleiben, sollte eine hintere Kreuzbandersatzplastik durchgeführt werden.
Die Operationstechnik erfolgt ähnlich wie beim Ersatz des vorderen Kreuzbandes in vollarthroskopischer Technik, wobei die Bohrkanäle entsprechend des anatomischen Verlaufes des hinteren Kreuzbandes positioniert werden.
Auch hier werden die Semitendinosus- und Gracilissehne als Transplantat verwendet.
Begleitverletzungen wie Knorpel- oder Meniskusschäden werden – falls vorhanden – ebenfalls mitversorgt. Die Transplantatfixation erfolgt mittels resorbierbarer Interferenzschrauben, selbstauflösenden Schrauben, die zum Transplantat in die Bohrkanäle eingedreht werden und dieses jeweils an die Wand des Knochenkanals pressen und so fixieren. Zur zusätzlichen Sicherung werden am Transplantat verankerte Fäden über einem Titan-„Knopf“ (Endo-Tack) am äußeren Ende des Schienbein-Bohrkanals fest verknotet. Der Eingriff dauert in der Regel ca. 60-75 Minuten, der stationäre Aufenthalt ca. 3 Tage.
Zunächst erfolgt eine 3-wöchige Ruhigstellung des operierten Gelenkes mit einer speziellen Orthese (PTS-Schiene). Anschließend erhält der Patient eine Orthese mit Gelenk, welche einen zunehmenden Bewegungsumfang zulässt. Nach der 6. Woche können die Gehstützen abtrainiert werden. Die Arbeitsunfähigkeit dauert ca. 6-8 Wochen an. Die volle Sportfähigkeit ist je nach Muskelaufbau und Koordination nach 9-12 Monaten wieder erreicht.
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